2015

Ich, einfach unverbesserlicher Pazifist

Nun zählt‘s zu des Menschen Stärken,

dass er etwas lernen kann.

Anders ist es mit dem Merken,

denn dies lässt er oft und dann …

… tut er gegen jede Regel

selbst den allerdümmsten Mist,

weil er randvoll, über Pegel,

von sich selbst besoffen ist.

Sich für Staaten, Führer, Götter

Schädel einzuschlagen war

furchtbar und – so mahnen Spötter –

für das Lernen wunderbar!

„Sowas machen wir nie wieder!“

sagten alle schwer geschunden,

sangen Blumen-Liebe-Lieder,

schworen Frieden unumwunden.

Doch nach Jahren ohne Kriege

ist Gelerntes dick vernebelt

und mit Angst und Hass und Lüge

wird Vernunft kalt ausgehebelt.

Fahle Führergötter geifern –

immer sind die andren fies.

Denkende, die sich ereifern –

seien Lügner, gram und gries.

Ist wer andrer Meinung heute

als das selbstgerechte Ich,

hetzt man auf ihn Rächermeute,

bringt ihn um und lobet sich.

„Sowas machen wir nie wieder!“

sagten alle schwer geschunden,

sangen Blumen-Liebe-Lieder,

schworen Frieden unumwunden.

Und dann bricht es los: Gewitter!

Blitzt und schlägt, schaut nicht mehr hin –

sprachlos ächzt der schwarze Schnitter –

schaut Verderben ohne Sinn.

Wieder leiden die Soldaten,

Kinder, Väter und die Mütter –

sterben gleich oder auf Raten,

ALLE – außer: Führer, Götter!

Irgendwann wird Rauch sich heben,

jeder sieht des Wahnsinns Ernte,

sehnt nach Liebe sich und Leben,

von dem Selbstsucht uns entfernte.

„Sowas machen wir nie wieder!“

sagten alle schwer geschunden,

sangen Blumen-Liebe-Lieder,

schworen Frieden unumwunden.

Wollt dies Rad Ihr weiter drehen?

blutig kreischend immerfort?

… oder endlich Einsicht sehen

und den Krieg in den Abort!

Ja, ich weiß: Alles nichts Neues!

Oft gesagt und nicht viel wert.

Du bereust Dein „Ich bereu es!“,

was sogleich Dich nicht mehr schert.

Dennoch siehst aus Asche-Erde

schließlich Du ein Pflänzlein sprießen.

Immer kann ich, will und werde

wi(e)der reden, als noch schießen!

„Sowas machen wir nie wieder!“

sagten alle schwer geschunden,

sangen Blumen-Liebe-Lieder,

schworen Frieden unumwunden.