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Die zartvioletten Flügelspitzen des südbaltischen Meeresnashorns (2018)
Der Tag ist alt und will nun geh‘n –
ihm bleiben noch Sekunden.
Ich tipp ihn an: „Bleib kurz mal steh‘n –
Du Vierundzwanzigstunden“
Und frag ihn: „Hab ich sie genutzt,
die Zeit, die Du mir brachtest?“
Er dreht sich um und sagt verdutzt:
„Ist Das, worauf Du achtest? ...
… für Dich hat Zeit wohl dann nur Wert,
wenn Du sie stracks verwandelst
in etwas, das die Welt begehrt –
ist dies, wonach Du handelst? ...
… Dein Dasein ist geschenkte Zeit.
Du musst Dich nur bequemen,
das Leben heftig (nicht nur light!)
Dir einfach rauszunehmen!“
Ich hör‘ ihm zu … und wink‘ ihm nach,
fühl‘ rasch ihn blau verdunsten
und weiß, sein Hafer, der da stach,
piekte zu meinen Gunsten!
Frisch ist der Tag, der jung nun kommt –
Er grinst: „Was willst Du machen?“
Ich grins‘ zurück und sage prompt
„Vor allem eines: Lachen! ...
… Bist Du mal alt und willst dann geh‘n
nach vierundzwanzig Stunden,
will ich am Firmament mehr seh‘n ...
und hab schon ‘was gefunden!
Werd‘ spät in violetter Nacht
hellwach am Ufer sitzen
und schlagen seh‘n sie, schnell, doch sacht –
die Nashornflügelspitzen!“
Interpretationen
- Martin Dobberstein 🎤 Lesung (Audio)
- Cornelia Lungershausen 🎤 Lesung (Audio)
- Anke Große 🎤 Lesung (Audio)