Die Angst des Weltrekordlers auf der Ziellinie (2021)

Ich bin erst Einundzwanzig - und schon ein Supersprinter.
Wann ich trainiere? - immer! … im Sommer wie im Winter.
Heut' konnte ich ihn laufen - den Fabelweltrekord -
bin nun der Welt Erstbester - in meinem Sprintersport.

Schon kommt so schön wie Cleo - mit zarter Wespentaille
ein feengleiches Mädchen - mit meiner Siegmedaille.
Sie hängt mir um die Scheibe, - die glänzend Gold bemalt
und lächelt für uns beide - so zuckersüß wie kalt.

So steh ich nun als Sieger - ganz hoch auf dem Podeste
und weiß genau: Nie wieder - erleb ich solche Feste.
Heut' gab ich wirklich alles - gewann den Lauf mit Schmerz.
Schon morgen werd' ich Vierter - dann fernerliefenwärts.

Ach, der Moment des Sieges - ist auch der großen Zitterns -
Gefühl des festen Trittes - weicht dem des bangen Schlitterns.
Jetzt bin ich auf dem Gipfel - ab jetzt geht es bergab
und nicht nur langsam trippelnd - vielmehr in flottem Trab!

Drum muss ich, dass das klar ist - woanders reüssieren.
Und ohne Muskelkräfte - 'nen Weltthron okkupieren.
Daher widme ich nunmehr – mich gänzlich andrem Fach.
Lang musste ich nicht suchen - zum Glück gibt es ja ... Schach!